40 Jahre Begeisterung, Erfahrung, Freude, Liebe, Leidenschaft und Dank an die Zuwendungen des Lebens …
1.1.1979. Es war ein kalter, klarer Neujahrsmorgen. Mein Mann Heinz und ich saßen einander zum ersten Mal als „Jungunternehmer“ am Frühstückstisch gegenüber. Wir waren noch müde von der Silvesternacht, in der wir uns Schlag 1 Minute nach Mitternacht in die Arme fielen und Walzer tanzend über die erlangte „Selbstständigkeit“ freuten. Mit uns am Tisch, saß die kleine Christina, die „Junior Chefin“. Als Zeugin der ersten Stunden unseres Unternehmerseins sah sie, wie viel Freude uns die neue Aufgabe machte.
Ein lang ersehnter Traum meines Mannes ging in Erfüllung, als wir die Geschäfte in der Wollzeile 4 und 25 von seinem Chef, Herrn August Racek übernahmen. Und ich - entflammt vom Enthusiasmus meines Mannes - wuchs in diese Freude hinein.
Wir brannten beide für unsere Chance, für unsere Zukunftspläne und waren bereit, hart dafür zu arbeiten und vieles zu geben-
Nach meiner Matura war ich Mitarbeiterin der „Ersten österreichischen Spar-Casse“, was mir im weiteren Geschäftsleben sehr entgegen kam. Doch für meinen zukünftigen Beruf brauchte ich noch eine andere Basis. Ich absolvierte die Berufsschule für Drogisten und legte die Drogistenprüfung kurze Zeit später mit Erfolg ab.
Wir waren uns schon einig, die Wollzeile 4, die „Drogeriefiliale“, war mein Aufgabengebiet und die Drogerie Wollzeile 25, das Hauptgeschäft, war sein Wirkungsbereich.
Wir starteten mit 11 Mitarbeiterinnen und einer großen finanziellen Belastung durch die Übernahme des Unternehmens. Wenn ich heute daran denke, staune ich darüber, wie mutig wird damals waren. Wir waren voller Selbstvertrauen und so sicher, dass wir Erfolg haben werden, dass uns der Glaube daran, wie ein Schiff durch eine oft stürmische Brandung trug.
Der Fels in dieser Brandung war immer mein Mann. Er verstand es, mich zu beruhigen, wenn es brenzlich wurde. Dafür danke ich ihm sehr! Sein Vertrauen in meine Entscheidungen ermöglichte es mir, manchmal „ganz hoch zu fliegen“, Ideen zu verwirklichen und auch Risiko-Chancen einzugehen, etwa den baldigen Umbau der Wollzeile 4, von der Drogeriefiliale in ein modernes Reformhaus.
In all diesen Jahren konnte ich Kraft aus unserer Ehe und der Liebe zur Familie schöpfen, die fünf Jahre nach der Betriebsgründung durch unseren Sohn Matthias erweitert wurde.
Unser Unternehmen wuchs. Wir orientierten uns an den Besten der Branche und bildeten uns unaufhörlich weiter. Sehr zugute kam uns die Mitgliedschaft in der „Gewußt wie Drogerie“ Gruppe. Dadurch blieben wir gegenüber den großen Mitbewerber-Ketten konkurrenzfähig mit den Preisen.
Die Zeiten wurden moderner. Vorreiter zu sein war uns auch mit der zunehmenden Digitalisierung und Technologisierung wichtig. Ob Kassensystem, Bankomatkarte oder Homepage - wir zählten immer zu den ersten, die bereit waren, neue Wege zu beschreiten. Möglich war das auch durch unser Team, das jährlich wuchs und uns stets loyal, verlässlich und kompetent begleitete.
2003 tauschten wir die Geschäftsmodelle. Das Reformhaus, dessen Sortiment stetig wuchs übersiedelte in das größere Geschäft Wollzeile 25 und das Geschäft Wollzeile 4, das bisherige Reformhaus, wurde die erste Naturparfumerie Österreichs. Eine gute Idee, wie sich später herausstellte, die wir im Familienverband trafen.
2012 konnten wir das Reformhaus um einen weiteren Raum vergrößern.
2013 übernahm Christina die Geschäfte, von denen wir sagten, dass sie unser drittes Kind seien und hat ihnen ihren ganz persönlichen Stempel aufgedrückt. Unterstützt wird Christina von Matthias, ihrem Bruder, der nach seinem Studium ihre rechte Hand wurde und den Onlineshop leitet. Gemeinsam mit einem tollen Team gehen sie weiter in eine neue Zeit, mit ebenso viel Freude, Visionen, Mut, Berufung, Selbstvertrauen und voller Ideen.
Die Freude war groß, als wir im Juni 2013 von der deutschen Stiftung Reformhaus-Fachakademie zum „Lieblingsreformhaus 2013“ ausgezeichnet wurden.
2017 zerstörte ein schreckliches Feuer die Wollzeile 25. Kurz vor Weihnachten schienen unsere Geschichte und unsere Zukunft dahin zu brennen. Ein defekter Spot löste die Katastrophe aus. Wir waren kurzzeitig wie gelähmt, weil wir so ein elementares Ereignis noch nie erleben mussten. „Wir können weiter weinen und liegen bleiben, oder wir stehen auf und kämpfen“, war Christinas Ansage. Wir bildeten mit unseren Mitarbeiterinnen einen Kreis und gaben uns die Hände. Als eingeschworene Gemeinschaft, mit festem Wilen, der Energie des Augenblickes und der tatkräftigen Unterstützung aller Handwerker und Lieferanten schafften wir es, in nur fünf Tagen wieder aufzusperren. Verbundenheit lässt Menschen über sich hinauswachsen.
Freude war und ist für mich das familiäre, optimistische und bunte Zusammenarbeiten mit und für unsere Kundinnen und Kunden. Viele sind nicht nur Stammkunden, sondern auch Freunde geworden. Es gäbe viel zu erzählen, über tolle zwischenmenschliche Begegnungen und prägende Persönlichkeiten. Manche treffen wir heute noch, viele sind unvergesslich:
- Die Sekretärin von Kardinal König kaufte für ihn bei uns ein und es kam vor, dass er mich spontan anrief und sich bei mir persönlich bedankte, wenn ich ihm etwas zusätzlich – zum Ausprobieren oder als kleine Freude – zu seinem Einkauf dazu packte. Er war ein besonderer Mensch – für uns alle unvergesslich - einfach eine Lichtgestalt.
- Kräuterpfarrer Weidinger lernte ich während der Radiosendung „Hereinspaziert“ kennen Uns verband nach dieser Sendung all die Jahre bis zu seinem Tod ein freundschaftliches Band.
- Mein Herz schlug höher als Alt-Bundespräsident Dr. Kirchschläger mit seiner markanten Stimme vor mir stand und nach einem bestimmten Produkt fragte.
Mein Dank gilt auch der Presse und allen, die die Botschaften und Inhalte unserer Arbeit nach außen tragen und uns helfen, das Wert-Bewusstsein für eine natürliche, gesunde Lebensweise zu stärken.
40 Jahre sind unglaublich schnell vergangen und scheinbar nur wenige Tanzschritte von denen in der Silvesternacht 1979 entfernt. Wir sind an den Erfahrungen und Zuwendungen des Lebens gereift und wir genießen es, dass wir immer willkommen sind. Mit Freude unterstützen wir das junge Team wann und wo wir gebraucht werden. Das hält uns im Herzen jung und wir verfolgen mit großer Freude wie es weiterwächst – bis zuletzt.
Je tiefer die Wurzeln...
Je tiefer die Wurzeln reichen,
desto mehr Halt geben sie
dem Stamm. Und je kräftiger
der Stamm, desto höher
und breiter wachsen die Äste.
So entsteht irgendwann ein
Baum, der selbst härtesten
Umwelteinflüssen widersteht,
unter dem man Schutz und
Schatten findet, von dem aus
man weit in die Ferne sieht.
Ein Baum, der immer wieder
ganz wundervolle Früchte
hervorbringt ...
Ihre Christa Staudigl